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Alle anzeigenMit der neuen, ab dem 8. Mai zugänglichen Dauerausstellung Indiennes. Ein Stoff erobert die Welt beleuchtet das Château de Prangins erstaunliche Verbindungen zwischen der Schweiz und der Welt, indem es aufzeigt, auf welche Art viele Schweizer zentrale Kapitel der Geschichte der Moderne – Industrialisierung, atlantischer Dreieckshandel, Kolonialisierung und Sklaverei – mitprägten. Die Ausstellung ist Teil des neuen Indienne-Zentrums, zu dem ein Studienraum, ein Färberpflanzen-Beet im schlosseigenen Gemüsegarten und ein umfangreiches Angebot an Workshops rund ums Pflanzenfärben gehören.
Genfer Händler importierten indische Stoffe und vertrieben sie in Bordeaux, damit diese nach Brasilien verschifft und zu Kleidung für afrikanische Sklaven verarbeitet wurden. Basler Handelsleute liessen sich in Nantes nieder, weil sich Schiffsladungen für den Kauf von Sklaven vor Ort einfacher finanzieren und beschaffen liessen. Neuenburger Offiziere traten in den Dienst der mächtigen Niederländischen Ostindien-Kompanie. Schweizer bewirtschafteten eigene oder fremde Plantagen mit Sklaven. Diese und viele weitere Geschehnisse verweben sich zur hochkomplexen Geschichte jener bedruckten Baumwollstoffe namens Indiennes, die mittlerweile als frühestes Globalisierungsprodukt aller Zeiten gelten.
Die neue Ausstellung ermöglicht dem Publikum, den Spuren der Indiennes über vier Kontinente hinweg zu folgen und zu verstehen, welche Auswirkungen diese Textilien auf die Orte und Gegenden hatten, an denen sie hergestellt und nachgefragt wurden. Auf der Reise von Indien über die Schweiz, Frankreich und Westafrika nach Brasilien wird stets ein besonderer Fokus auf die Rolle der involvierten Schweizer gelegt. In der Tat prägten Schweizer auf der ganzen Welt, in unterschiedlichen Rängen und verschiedensten Funktionen, direkt oder indirekt die Geschichte der Indiennes: Ein packendes Kapitel der Mode- und Globalisierungsgeschichte, das sich auch um Nachahmung, Prohibition, Industriespionage und Schmuggel dreht.
Das Ausstellungserlebnis lässt sich in einem Studienraum verlängern, wo man sich mit Herstellungstechniken, Motivsprachen und verschiedenen Manufakturen vertraut machen kann. Ein reichhaltiges Kursangebot rund ums Pflanzenfärben ermöglicht einen ganz unmittelbaren und sinnlichen Zugang zur Welt der Indiennes.
Mit dem einzigartigen neuen Indienne-Zentrum ermöglicht das Château de Prangins einen umfassenden und interdisziplinären Zugang zu diesem spannenden kulturgeschichtlichen Thema und bietet den Besucherinnen und Besuchern Hand, um die Herausforderungen der früheren und heutigen Globalisierung besser zu verstehen.
Projektleitung und Kuratorium: Helen Bieri Thomson, assistiert von Barbara Bühlmann und Matthieu Péry
Leiterin Kommunikation, Marketing und Fundraising